Musiktheater für den Hausgebrauch will diese Adaption des gleichnamigen Märchens von Hans Christian Andersen sein. Der Begriff Kammeroper wäre dafür schon zu hoch gegriffen, es handelt sich eher um eine szenische Kantate, ein Sing-Spiel, das gleichwohl an Dilettanten hohe Ansprüche stellt. Die instrumentale Besetzung ist eher ungewöhnlich, erweist sich aber als zweckmäßig und klanglich sehr reizvoll: eine Harfe, ein Cello und zwei Hörner unterstützen das Klavier und liefern für alle erzählten Situationen die passenden Farben.
Carl Reinecke (1824-1910), 35 Jahre Kapellmeister am Leipziger Gewandhaus und daneben ein renommierter Pianist, blieb in seinen Kompositionen deutlich im Schatten von Schumann und Brahms, erweist sich hier aber als ein schätzenswerter Kleinmeister, der mit knappen Mitteln bemerkenswerte Klangwirkungen zu erzielen weiß.
Die Wiedergabe durch Schüler und Lehrer der Detmolder Musikhochschule ist gleichermaßen liebevoll und kompetent. Kirsten Labonte als Elfriede macht mit ihrem frischen, liebreizenden Sopran auf ihre weitere Entwicklung neugierig, die Altistin Gerhild Romberger zeigt dramatische wie lyrische Präsenz in der Doppelrolle als böse Stiefmutter und gute Fee, der Bariton Markus Köhler ist eher eine Vaterfigur als ein junger Königssohn. Der 13köpfige Damenchor und die Instrumentalisten agieren sehr effektiv, Christian Kleinert ist ein solider Erzähler. Seele und Motor des Unternehmens ist der Pianist Peter Kreutz.