Mit Händel glänzt die Oper Stuttgart endlich wieder

Kritik aud Die Welt, 08.05.2009

[...] Bei der Neuproduktion von Händels selten aufgeführter Oper "Teseo" von 1713 kann keine Rede sein von musikalischem und vor allem sängerischem Niedergang. Eine Oper mit drei großen Countertenor-Partien angemessen zu besetzen, gelang beispielhaft. Franco Fagioli (Teseo), Kai Wessel (Teseos Sohn und Kontrahent Egeo) und Matthias Rexroth (Arcane): Besser geht's kaum. Zauberin Medea kommt auch vor, Händel schrieb für sie die interessanteste, weil gebrochenste Musik: Die grandiose Darstellungskraft von Helene Schneiderman, einer Stuttgarter Institution seit 25 Jahren, machte die Medea zur Hauptfigur. Und dann das Staatsorchester unter dem Alte-Musik-Spezialisten Konrad Junghänel: Einen so knackigen, federnden Klang gab es hier länger nicht.

Regisseur und Bühnenbildner Igor Bauersima versuchte, durch Kulissenschieberei und wenig überzeugende Personenführung dem Werk eine politische Aussage abzutrotzen, die nicht in ihm steckt. Eine typische Opera seria wie "Teseo" ist Schablone für sechs Personen, deren amouröse Verwicklungen meist unglaubhaft dargestellt werden. Die Frage "Wie kann man das heute inszenieren?" konnte auch Bauersima nicht beantworten, da befindet er sich in prominenter Gesellschaft. Der Jubel des Publikums war jedenfalls groß. Albrecht Puhlmann muss zur Sicherung seines Arbeitsplatzes nicht mehr tun, als auf diesem Niveau weiterzuarbeiten.


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